Viele der Innovationen, die ihren Erfolg auch im kommerziellen Bereich feiern, hatten ihren Ursprung im Militär. So wie beispielsweise das GPS (Global Positioning System), das wir heute selbstverständlich nutzen, wenn uns unser Smartphone irgendwohin navigieren soll. Die Grundlagen für das System wurden in den 1960er Jahren von dem US-Militär gelegt.
Doch obwohl das US-Militär auf eine stolze Innovations-Historie zurückblicken kann, wurden die Militär-Experten auch immer wieder mal mit Problemen konfrontiert, bei denen sie sich nicht zu helfen wussten. So beispielsweise während des zweiten Weltkriegs bei den Bomberstaffeln. Die Verluste der Maschinen und deren Crews war so hoch, dass sich die Militärführung gezwungen sah etwas zu unternehmen.
Also beauftragte sie ihre Militär-Experten herauszufinden, an welchen Stellen die Bomber zusätzlich gepanzert werden sollten, um dem schweren Beschuss durch Flugabwehr und Abfangjäger etwas entgegen setzen zu können. Doch leider suchten die Militär-Experten an der falschen Stelle, denn sie untersuchten die Einschusslöcher bei den zurückgekehrten Maschinen. So kamen sie zu dem Schluss, dass eben diese Stellen besser gepanzert werden sollten. Was leider falsch war, da sie dem Survivorship Bias unterlagen.
Der Survivorship Bias (deutsch: Überlebenden-Verzerrung oder Überlebenden-Irrtum) bezeichnet eine kognitive Verzerrung, die dazu führt, dass Wahrscheinlichkeiten für einen Erfolg systematisch überschätzt werden, da erfolgreiche Personen oder Zustände stärker sichtbar sind als nicht erfolgreiche.
Diese Erkenntnis kam der Militärführung als der Mathematiker Abraham Wald die Bühne betrat. Als Nicht-Militär-Experte machte er die Verantwortlichen darauf aufmerksam, dass sie die Bereiche der Maschinen betrachten sollten, an denen sich keine Einschusslöcher befanden. Denn das waren die Stellen, an denen die nicht zurückgekehrten Maschinen wie ein Schweizer Käse aussahen. Diese branchenfremde Betrachtungsweise des Problems führte zum gewünschten Erfolg.
Eine ähnliche Vorgehensweise nutzte beispielsweise auch ein niedersächsischer Lattenrost Hersteller für sein neues Produkt. Als die Verantwortlichen bei der Thomas GmbH + Co. Sitz- und Liegemöbel KG feststellten, dass sie mit ihren bisherigen Fertigungsverfahren ihre innovativen Lattenroste nicht produzieren konnten, machten sie sich auf die Suche nach branchenfremden Ansätzen. Es brauchte eine automatisiert modulare Fertigungslinie. Fündig wurden sie in einer Branche, die diese Art der Fertigung bereits seit Jahrzehnten beherrschte: die Automobilindustrie.
Vielleicht stehst du aktuell vor einem Problem, das sich aus deiner gewohnten Perspektive nicht zufriedenstellend lösen lässt. Dann könnte es vielversprechend sein, wenn du dich mit einem Outsider zu dem Problem austauschst.
(Titelbild: Jon Mishou, Pexels)
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