Menschen lieben Menschen

Neulich bin ich im t3n über eine Aussage gestolpert, die mich sofort getriggert hat: „Menschen lieben Menschen und nicht Marken.“ Dieser Satz fiel vom Starinvestor und DHDL-Löwen Carsten Maschmeyer auf der diesjährigen OMR. Bei dieser Aussage handelt es sich um eines der Learnings, die Carsten beim Aufbau diverser Unternehmen gemacht hat.

 

Sofort schossen mir diverse Beispiele durch den Kopf, die das eindrucksvoll unterstreichen. Ich dachte mir, das ist der Grund, warum sich jemand ein MacBook kauft und es mit seinem iPhone synchronisiert, weil er sich dann ein Stück weit, wie Steve Jobs fühlt, eben als Held der Innovation.

 

Oder das ist der Grund, warum jemand ein Amazon Prime Abo abschließt und seine Einkäufe online erledigt, weil er sich dann ein Stück weit, wie Jeff Bezos fühlt, eben als Held seiner Zeit.

 

Oder das ist der Grund, warum sich jemand einen Tesla kauft, weil er sich dann ein Stück weit, wie Elon Musk fühlt, eben als Held des Fortschritts.

 

Es geht um die Geschichten, die die Steves, Jeffs und Elons dieser Welt uns erzählen, die uns berühren. Diese Geschichten schaffen eine Verbindung zwischen uns und den Gründerinnen und Gründern der Unternehmen. Wir wollen ein Teil dieser Geschichten sein. Und wenn das der Fall ist, dann identifizieren wir uns auch mit den Unternehmen sowie deren Produkten und Dienstleistungen. Hierzu ein Beispiel von zwei scheinbar miteinander konkurrierenden Gründern: Steve Jobs und Bill Gates.

 

Steve und Bill hatten bei der Gründung ihrer Unternehmen zwei völlig unterschiedliche Visionen (Geschichten), mit denen sie die Menschen für ihre Computer begeistern wollten.

 

Steve war es wichtig, den Menschen die beste User Experience zu bieten und sie mit Software, Hardware und Services zu versorgen, die es ihnen ermöglichen sollten ihre kreativen Ideen Wirklichkeit werden zu lassen. Sie sollten eine Delle ins Universum hauen können.

 

Wohin gegen Bill davon beseelt war, jeden Schreibtisch auf dem Planeten mit einem Computer auszustatten. Jeder sollte den Zugang zu einem Computer haben.

 

Und die Menschen kauften von Steve beziehungsweise Bill, weil sie sich mit der jeweiligen Geschichte identifizierten.

 

Wir alle kennen die Magie von Geschichten. Sie ist uns seit jeher bekannt, nämlich aus unserer Kindheit. Wann immer ich eine Geschichte mit „Es war einmal …“ beginne, lehnt sich mein Großer (6) nach vorne und ist voller Spannung, auf das, was als nächstes kommt. Und so ist es auch bei uns Menschen.

 

An dieser Stelle ein Tipp für alle, die regelmäßig Reden halten. 19 von 20 Sprecherinnen und Sprechern beginnen folgendermaßen: Hallo, mein Name ist Georg Redekop. Das ist mein heutiges Thema (liest den Titel seines Foliensatzes vor, obwohl jeder im Publikum lesen kann, ich nenne das betreutes Lesen). Das ist die Agenda meines Vortrags (liest auch diese vor). Solch ein Einstieg lässt die Aufmerksamkeit des Publikums schlagartig gegen null fallen. Wenn ich das wiederhole, was du bereits weißt, signalisiert das deinem Gehirn, dass du dich zurücklehnen und entspannen kannst. Du kannst dich auch mit deinem Office verbinden und deine Mails checken, ob noch alles in Ordnung ist.

 

Wie sollte man stattdessen starten? Nun, es gibt drei Möglichkeiten eine Rede zu starten. Die drittbeste Möglichkeit besteht in einer aktivierenden Frage, Beispiel:

 

Wann bist du das letzte Mal fremdgegangen? Ich kann dir versprechen, dass es sich für dich lohnt. Mehr dazu in meinem Blogbeitrag Fremdgehen lohnt sich.

 

Die zweitbeste Möglichkeit besteht darin einen „mindblowing“ Fakt zu nennen, Beispiel:

 

Um die ganze Welt 365 Tage lang mit Energie zu versorgen, braucht es nur zwei Minuten der Energie, die die Sonne abgibt.

 

Und die beste Möglichkeit eine Rede zu starten, besteht darin eine Geschichte zu erzählen, eine Geschichte, die verdeutlicht warum das Thema, zu dem wir sprechen, so wichtig für uns ist. Beginne dabei jedoch bitte nicht mit „Es war einmal …“, es sei denn du sprichst zu Kindern. Bei Erwachsenen solltest du mitten ins Geschehen springen, Beispiel:

 

Neulich las ich ein Interview mit dem ehemaligen CEO des deutschen Chip-Herstellers Infineon, Reinhard Ploss (Capital, März 2022). Bei der Frage des Journalisten, wie man sich nach zehn Jahren im selben Sessel (CEO eines DAX-Konzerns) ein offenes Auge für Innovationen bewahrt, blieb ich interessiert hängen. Ich war gespannt auf die Antwort von Reinhard.

 

Deine Geschichte, ist die Metageschichte, die über allem steht. Sie ist die Kernbotschaft all deiner Aktivitäten. Sie muss dein Gegenüber berühren und ihm klarmachen, warum dir das Thema so wichtig ist. Und je mehr sie das tut, desto stärker identifizieren sich die Menschen mit dir. Das ist der Grund, warum die Menschen eher wie Elon Musk und weniger wie ein x-beliebiger CEO eines anderen Automobilherstellers sein möchten. Weil Elon eine Geschichte erzählt, die die Menschen berührt, die Sache mit dem Mars und so.

 

Ach ja, und damit ich dir nichts schuldig bleibe, hier die Antwort von Reinhard Ploss: „Das Wichtigste ist, sich die jugendliche Begeisterung fürs Ausprobieren zu bewahren. Und sich mit Leuten zu umgeben, die einfach Dinge machen wollen.“

 

Welche Geschichte erzählst du bzw. welche Geschichte erzählt dein Unternehmen?

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