Die Kunst der Motivation

Was motiviert Mitarbeiter:innen dazu gerne härter und länger zu arbeiten? Die Betonung liegt hier auf gerne. GERNE. Und was können Führungskräfte tun, um dieses G-E-R-N-E im wahrsten Sinne des Wortes zu provozieren.

 

Diese Überlegungen trieben auch Adam Grant, Professor für Management an der Wharton, um. Wir alle kennen die unzähligen Studien zu den unterschiedlichen Faktoren, die Mitarbeiter:innen dazu motivieren sollen produktiver zu sein: Gehaltserhöhungen, Karriere-Chancen, Work-Life-Balance, Sinn etc. Doch Adam fragte sich, ob es nicht etwas Grundlegendes gibt, etwas, das bereits in uns schlummert, um die Motivation von Mitarbeiter:innen, pardon Menschen zu steigern. Ja, es geht um Menschen.

 

Um dies herauszufinden, untersuchte er die Performance universitärer Fundraiser, deren Aufgabe es ist, Spenden für Stipendien einzuwerben. Stipendien, die an Studentinnen und Studenten vergeben werden, die sich das Studium aus finanziellen Gründen nicht leisten können.

 

Das ist ein sehr harter Job. Man sitzt den ganzen Tag rum und tätigt einen Telefonanruf nach dem nächsten. In 99 Prozent der Fälle sind die Anrufe der Fundraiser jedoch ein Fehlschlag. Die Mitarbeiterfluktuation beträgt 400 Prozent pro Jahr. Aufgrund dieser herausfordernden Bedingungen und der Tatsache, dass die meisten Fundraiser keinen wirklichen Sinn in ihrer Tätigkeit sahen, fragte sich Adam, ob eine einfache fünfminütige Interaktion zwischen Studentinnen/Studenten und den Fundraiser die Performance dieser verbessern könnte.

 

Das Ergebnis der kurzen Gespräche war dermaßen beeindruckend, dass Adam das Experiment gleich mehrfach hintereinander durchführte, weil er es selbst nicht glauben konnte. Im Durchschnitt stieg das Fundraising derjenigen, die die Studentinnen/Studenten trafen, um den Faktor 5 von 400 USD auf 2.000 USD pro Woche.

 

Der Grund: Die Fundraiser konnten durch das Gespräch den Impact ihrer Arbeit weitaus besser greifen als vorher. Sie erfuhren, dass ihre Arbeit einen Impact auf echte Menschen hat und wie ihnen dadurch etwas ermöglicht wird, was ohne sie, die Fundraiser, nicht möglich gewesen wäre. Also hängten sie sich entsprechend härter rein und erzielten die besagten Ergebnisse.

 

In diesem Zusammenhang fällt mir ein Zitat von Prof. John Dewey, US-amerikanischer Philosoph und Pädagoge, ein, der weit vor Adam Grant lebte. Er stellte fest:

 

„Der stärkste Trieb in der menschlichen Natur ist der Wunsch, bedeutend zu sein.“

 

Mit dieser Aussage bringt es John auf den Punkt. Wollen wir nicht alle bedeutend sein? Wollen wir nicht alle einer Tätigkeit nachgehen, die einen Sinn im Leben anderer hat? Und vielleicht tut sie das auch bereits, bloß wir wissen es noch nicht.

 

Wenn wir sehen, dass unsere Arbeit einen positiven Impact auf andere hat, dann steigert das unser Selbstwertgefühl und motiviert uns härter und länger zu arbeiten. Unser Körper schüttet die Hormone Serotonin und Oxytocin aus, die unsere Bindung zu anderen Menschen stärken, sodass wir uns gerne für sie reinhängen. Und wenn wir das tun und großes erreichen, so sind wir stolz auf unsere Leistung, genießen den Respekt unserer Mitmenschen und wollen mehr erreichen, für sie und für uns. So jedenfalls die Studienergebnisse von Adam Grant.

 

Den vollständigen Artikel zur Studie findet ihr hier: Putting a Face to a Name: The Art of Motivating Employees

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