Sticky ChatGPT

Aktuell vergeht kaum ein Tag, an dem nicht eine neue News zu ChatGPT rauskommt. Sowie die vom Nobelpreisträger Michael Spence, der vor kurzem seine Bedenken dazu geäußert hat, wie diese Technologie die Kreativwirtschaft aufmischen könnte.

 

Es geht um Musik, Film, Text, Grafik und alle anderen kreativen Tätigkeiten, in denen der Mensch aktuell die Vorherrschaft hat. Doch je günstiger und besser die Technologie wird, desto stärker auch ihre Verbreitung. Vorausgesetzt sie löst ein echtes Problem für die Kunden und ist bequem.

 

So wie ein Radiosender, der von einer KI betrieben wird. Das dachte sich zumindest das Medienunternehmen Futuri aus Cleveland im US-Bundesstaat Ohio und führte kurzerhand RadioGPT ein. Dabei handelt es sich um die weltweit erste KI-basierte Lösung für lokalisierte Radioinhalte. Der „Radiobot“, wenn man so will, durchsucht das Internet nach aktuellen Themen. Auf dieser Basis wird mit Hilfe der GPT-3-Technologie ein Skript für die Sendung erstellt und mit authentischen KI-Stimmen eingesprochen.

 

Vor ein paar Jahren, als ChatGPT noch gar kein Thema war, hatte ich einen Austausch mit meiner Frau, die Grafikdesignerin ist. Wir unterhielten uns damals über Plattformen wie canva, auf denen man sich schnell mal eine Vorlage für unter anderem ein Buchcover oder eine Grafik für seinen Instagram Kanal gestalten kann. Schon damals war meine Frau beeindruckt von der schier endlosen Auswahl an Vorlagen. Eine Auswahl, die aktuell noch mehrheitlich von anderen Grafikdesignerinnen und -designern erstellt wird. Gleichzeitig hat sie sich gefragt, warum jemand zukünftig noch eine Grafikdesignerin bzw. einen Grafikdesigner engagieren sollte, um Grafiken & Co. zu erstellen.

 

Vor diesem Hintergrund befragte die Jobbörse Resumebuilder jüngst 1.000 Geschäftsführer:innen zum Einsatz von ChatGPT. Das Ergebnis: bereits 49 Prozent setzen den Chatbot in ihrem Unternehmen ein. Weitere 30 Prozent planen den zukünftigen Einsatz. 99 Prozent der Unternehmen, in denen diese Technologie schon genutzt wird, sprechen von maßgeblichen Ersparnissen. 48 Prozent meinen dabei mehr als 50.000 US-Dollar eingespart zu haben, elf Prozent sogar mehr als 100.000 US-Dollar. Und die Performance des Chatbots beeindruckt 55 Prozent der Befragten. Die Rede ist von einem EXZELLENTEN Performance-Eindruck. E-X-Z-E-L-L-E-N-T. Da hilft es nur wenig, wenn der Chef von OpenAI, Sam Altman, davon spricht, dass die Fähigkeiten von ChatGPT völlig überbewertet werden.

 

Noch ist es jedoch nicht so weit, dass all die Grafikdesignerinnen und -designer und all die anderen kreativen Köpfe scharrenweise ihren Job verlieren und sich umorientieren müssen. Ganz im Gegenteil sogar. Im Zuge der Corona-Pandemie haben zahlreiche Unternehmen das Internet für sich als Absatzweg entdeckt. Und dort geht es darum sich geschickt in Szene zu setzen.

Es muss alles zusammenpassen und ein einheitliches Bild ergeben. Eine Grafik hier und da mal erstellt, die nicht auf das Corporate Design des Unternehmens abgestimmt ist, geht gar nicht. Und hierfür braucht es Menschen wie meine Frau.

 

Und auch Michael Spence gibt etwas zu bedenken, was vor diesem Hintergrund mitschwingt. Denn obwohl sich wieder mehr Menschen Sorgen über ihren Job machen, der durch die KI ersetzt werden könnte, sieht Michael diese Sorge nicht begründet. Denn aktuell gibt es einen Fachkräftemangel, der sich in den kommenden Jahren vor allem in den Industrienationen eher verschärften sollte, da die Babyboomer in den Ruhestand gehen.

 

Meiner Meinung nach fehlt KI aber auch noch etwas anderes, sehr wesentliches. Wir sollten nicht vergessen, was uns so menschlich macht. Die Tatsache, dass wir eine menschliche Erfahrung machen wollen. Wir wollen verstanden werden. Wir wollen Geschichten hören. Geschichten, die verkaufen. Davon wie unsere Idee mit der Hilfe unseres Gegenübers Wirklichkeit werden kann.

 

ChatGPT macht in diese Richtung einen entscheidenden Vorstoß. Durch die Chatfunktion kommt die Technologie einem Austausch zwischen zwei Menschen nah. Und wenn die Antworten passen, dann fühlen wir uns auch noch verstanden. Was mich dazu führt, dass man sich auf jeden Fall mit der Technologie beschäftigen sollte. Sich beschäftigen und vorbereiten.

 

Letztlich wird es jedoch nicht die Technologie sein, die bestimmte Jobs überflüssig macht, sondern die Menschen, die diese Technologie benutzen. Und nur unser Engagement, uns persönlich weiterzuentwickeln, kann unsere Zukunft sichern.

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