Positiv 30:1

Seit nun gut vier Jahren übe ich mich darin Witze, Anekdoten und Geschichten zu sammeln sowie humorvoll und begeisternd vorzutragen. Einige meiner Kolleginnen und Kollegen wundern sich immer wieder darüber, wie viel Raum ich in meinem Gehirn für diese Dinge reserviere. Es gilt jedoch: Je mehr man sich mit etwas beschäftigt, desto mehr ergibt es sich auch.

 

Doch das ist hier gar nicht der Punkt, um den es mir geht. In den letzten vier Jahren konnte ich beobachten, wie sich zahlreiche Gesprächssituationen mit Witzen, Anekdoten und Geschichten bereichern lassen. Gut, zugegeben, nicht jeder hat meinen Humor. Aber in den meisten Fällen sind es doch garantierte Lacher. Und das ist es, was ich so sehr daran liebe, selbst wenn ich mich manchmal zum Affen mache. Ich erzähle die Witze, Anekdoten und Geschichten, weil ich damit andere zum Lachen bringen und ihnen einen schönen Moment bereiten möchte. Und es geht mir noch um etwas anders, was Betsy Myers in ihrem Buch Take the Lead: Motivate, Inspire, and Bring Out the Best in Yourself and Everyone Around You so treffend schreibt:

 

„Leadership is about how you make people feel – about you, about the project or work you´re doing together, and especially about themselves.“

 

Ich bin keine Führungskraft im klassischen Sinne. Aber das muss ich auch gar nicht sein, um Einfluss auf die Menschen in meinem Umfeld zu nehmen, selbst auf meine Führungskräfte. Vielleicht ist das sogar mein größter Vorteil in Bezug auf Führung.

 

Einer meiner Vorbilder, der mich bereits seit meiner Ausbildungszeit begleitet, ist der Stahl Titan aus Pittsburgh, USA, Charles M. Schwab. Mit 38 war er einer der ersten Männer, die in der US-Industrie ein Jahresgehalt von über einer Million USD bekamen, zu einer Zeit, in der es noch keine Einkommenssteuer gab. Er transformierte die US-Stahl-Industrie zu einer prosperierenden Branche. Erstmalig las ich über ihn in dem Buch Wie man Freunde gewinnt: Die Kunst, beliebt und einflussreich zu werden von Dale Carnegie und fühlte mich sofort zu ihm verbunden. Später begegnete er mir in dem Buch Denke nach und werde reich von Napoleon Hill. Als ich dann nach meinem Ingenieur-Studium seine Biografie las, erkannte ich, warum ich mich zu ihm so verbunden fühle:

 

„As I sit and look back over those fifty years, I cannot for the life of me understand the whole thing. All I can do is wonder how it all happened. Here I am, a not-over-good businessman, a second-rate engineer. I can make poor mechanical drawings. I play the piano after a fashion. In fact, I am one of those proverbial Jack-of-all-trades who are usually failures. Why I am not, I can´t tell you.“

 

Ist das nicht charmant, wie bescheiden er ist? Es stimmt, er war ein „second-rate engineer“, so wie ich es auch einer bin. Auch wusste er bei weitem nicht so viel über die Herstellung und Verarbeitung von Stahl, wie seine Mitarbeiter:innen. Und dennoch bezahlte ihm Andrew Carnegie über eine Million USD für das Management seines Stahl-Trustes. Warum? Weil Charles wusste, dass es bei Führung darum geht, wie sich die Leute fühlen: „Ich betrachte meine Fähigkeit, die Menschen zu begeistern, als meinen größten Vorteil.“ Er konnte auch kritisieren, jedoch ohne sich dabei unbeliebt zu machen. Dadurch gelang es ihm das Beste aus den Menschen herauszuholen, so wie es Marcus Buckingham und Ashley Goodall in ihren Studien festgestellt haben:

 

„Positive attention is thirty times more powerful than negative attention in creating high performance on a team.“

 

Deshalb bin ich stets positiv. Weil Positives Negatives 30:1 schlägt und das Beste in uns und anderen zum Vorschein bringt.

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