Neulich traf ich mich mit einem guten Freund von mir. Wir kennen uns schon seit über 13 Jahren. Ihm verdanke ich z.B. meine Studiengangswahl. Als wir damals zusammen die Fachoberschule Technik besuchten, fragte er mich, welches Studium ich anschließend antreten möchte. Ich antwortete ihm, dass ich mir darüber noch überhaupt keine Gedanken gemacht habe. Daraufhin er: „Hey Georg, lass uns doch zusammen Wirtschaftsingenieurwesen für Elektrotechnik studieren.“ Woraufhin ich mich, ohne in das Curriculum zu schauen, an der Hochschule Hannover für eben diesen Studiengang anmeldete. Erst an meinem ersten Unterrichtstag an der Hochschule merkte ich, vor welch einem Berg ich dastand.
Als wir uns neulich wiedersahen, berichtete er mir von seiner steilen Lernkurve in einem Ingenieurbüro, in dem er schon seit gut zwei Jahren tätig ist. Gerade in der aktuellen Zeit, in der das Baugewerbe mehr als genug zu tun hat, leben auch die Ingenieurbüros von engagierten und lernbereiten Beschäftigten. Und wenn man das ist, dann ist nicht nur die Lernkurve steil, sondern man bekommt auch immer mehr Verantwortung auferlegt.
Im Laufe des Gesprächs verriet er mir, warum sein Chef ihm immer mehr Verantwortung übergibt und wie er es geschafft hat, in kürzester Zeit in eine leitende Position aufzusteigen. Zur Erinnerung, mein Bekannter ist gerade einmal das zweite Jahr im Betrieb.
Kluge Fragen lösen nicht nur unsere Probleme, sondern können auch positiven Einfluss auf unsere Karriere nehmen. (Bild: Andrea Piacquadio/pexels)
Wann immer er oder auch seine Kolleginnen und Kollegen auf einer Baustelle vor einem Problem stehen, das sie mit ihrem Wissensstand nicht lösen können, nimmt sich mein Bekannter die Zeit und stellt den erfahrenen Hasen, zu denen auch die Bauarbeiter gehören, eine beinah magische Frage: „Wie würdest du es machen?“ Hierbei handelt es sich um eine offene, gezielte Frage, die das Gegenüber aktiviert. Und entweder er oder sie kennt die Antwort und teilt sie mit meinem Bekannten oder aber sie diskutieren zusammen mögliche Lösungen, die auf der Erfahrung des Gegenübers basieren. Mit den Informationen macht sich mein Bekannter dann auf den Weg ins Büro und teilt sie wiederum mit seinem Team.
Während dieser Schilderung meines Bekannten erinnerte ich mich an die Worte von Dave Wheeler, einem Experten für organisatorische Wirksamkeit von Führungskräften, der die vier Worte „What do you think?“ für die vier wichtigsten Worte im Vokabular einer Führungskraft hält. Diese vier Worte wirken nicht nur aktivierend auf das Gegenüber, sondern zeugen auch von Anerkennung. Und das ist wichtig. Mein Bekannter fragt mit aufrichtiger Anerkennung und Interesse am Menschen und an seinem Wissen. Denn würde er das nicht machen, würde es ihm nur um das Wissen gehen, dann würden es die, die er fragt, schnell mitbekommen und ihr Wissen mit ihm auch nicht mehr teilen. Menschen merken schnell, ob man sie einfach nur ausnutzen will, oder ob man aufrichtiges Interesse an ihnen hat.
„What do you think?“ ist also eine Frage, die sowohl den Fragenden als auch den Antwortenden gleichermaßen strahlen lassen sollte. Was mich wiederum zu der Aussage von Mark Sanborn, Autor und Verkaufs-Guru, führt: „People who don´t feel significant rarely make significant contributions.“ Übersetzt: „Menschen, die sich nicht bedeutend fühlen, leisten selten bedeutende Beiträge.“
(Titelbild: thetatyananekrasovacollection/canva)
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