„Verlierer haben Ziele. Gewinner haben Systeme.“

Ich liebe diese beiden Sätze von Scott Adams, dem Erfinder der Dilbert Comics. Ich liebe sie, weil sie die klassische Erfolgslehre (du musst dir ein Ziel setzen, wenn du etwas erreichen willst) auf den Kopf stellen. Entscheidend sind eben nicht die Ziele, sondern die Systeme, die uns zum Erfolg führen. Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass es überhaupt keine Ziele braucht, wenn man die Systeme richtig aufsetzt.

 

Scott hat mir geholfen, mich neu auszurichten. Weg von Zielen und hin zu Systemen, die auf meinen Lebenssinn und meine Träume einzahlen. Scotts Überzeugung nach, sollte man sich nämlich keine Ziele suchen, sondern Optionen (Projekte und Gewohnheiten), die langfristig unweigerlich zum Erfolg führen, weil man Aktivposten aufbaut, die sich auf andere Projekte übertragen lassen. Und dies tut man, indem man Systeme installiert. Im ersten Moment mag das vielleicht etwas schwer nachzuvollziehen sein oder sich gar technisch anhören. Deshalb ist es hilfreich, wenn wir uns dazu ein paar Beispiele anschauen.

 

Erfolg, Innovation und Kreativität basieren auf Systematik und nicht auf dem Warten von Geistesblitzen. Der berühmte Comedian John Cleese äußert sich ähnlich wie Scott und sagt: „Kreativität ist kein Talent, sondern eine Methode des Arbeitens.“ Und diese beiden stehen mit ihrer Behauptung nicht allein dar.

Erfolg, Innovation und Kreativität basieren auf Systematik. Je mehr Dinge man ausprobiert, desto höher wird die Chance auf einen Durchbruch. (Bild: Brett Sayles/Pexels)

Albert Einstein veröffentlichte 248 wissenschaftliche Publikationen. Berühmt wurde er jedoch fast ausschließlich für seine Arbeit an der Relativitätstheorie.

 

Mozart komponierte über 600 Stücke, Beethoven über 650 und Bach über 1.000. Und doch sind uns nur wenige in Erinnerung geblieben, für die wir diese drei Komponisten fast ausschließlich feiern.

 

Thomas Alva Edison leistete zwischen seinem 30 und 35 Lebensjahr Pionierarbeit als Erfinder und sammelte in diesem Zeitraum über 100 Patente. Insgesamt hielt er 1.093 Patente. Berühmt und fürstlich entlohnt wurde er jedoch nur für einige wenige Erfindungen, darunter die Glühbirne.

 

Der Baseballspieler Reggie Jackson wurde während seiner Karriere 2.600-mal vom gegnerischen Pitcher vom Feld gefegt. Doch jeder erinnert sich nur an die Home Runs von Jackson, von diesen erzielte er so viele wie kein anderer. Der Eishockeyspieler Wayne Gretzky erklärt in diesem Zusammenhang: „You miss 100 percent of the shots you never take.“

 

Aber es sind nicht nur einzelne Persönlichkeiten, die die Systematik zu ihrem Erfolgsrezept erkoren haben. Beim Unternehmen LEGO® zum Beispiel werden den Abteilungen jedes Jahr zehn Prozent ihrer Budgets für laufende Produktideen gestrichen. Das zwingt die Abteilungen entweder effizienter zu werden oder aber neue Produktideen zu entwickeln. Mit diesem Vorgehen sorgt das Unternehmen dafür, dass schwächelnde Produktideen rechtzeitig abgeschnitten werden und das so freigewordene Kapital in neue, frische Ideen fließen kann. So können die Abteilungen systematisch dem Zweck des Unternehmens gerecht werden: Kinder immer wieder mit neuen LEGO®-Lebenswelten zu begeistern.

Schreiben ist eine Fähigkeit wie jede andere auch. Je mehr man sie trainiert, desto besser wird sie. (Bild: furkanfdemir/Pexels)

Meine persönliche Praxis als Autor bestätigt mir den auf den ersten Blick revolutionären Gedanken von Scott und den anderen. Je mehr ich schreibe, desto besser werden meine Beiträge. Dies beweisen meine zahlreichen Veröffentlichungen in Finanz- und Wirtschaftsmagazinen, wie z.B. €uro am Sonntag, Börse Online, Anleger Plus oder Diplomatisches Magazin. Ich meine, die Verantwortlichen dieser Zeitschriften haben einen Ruf zu verlieren. Deshalb veröffentlichen sie nicht einfach so Artikel von einem dahergelaufenen Autor. Vor gut sieben Jahren standen meine Chancen als ungeübter Autor in solchen Magazinen zu veröffentlichen schlecht. Doch mit jedem weiteren Beitrag, den ich schrieb und auf meinem Blog veröffentlichte, wurden meine Chancen immer besser. Schreiben ist eben wie jede andere Fähigkeit auch, sie wird immer besser, je öfter man sie trainiert. Und mein dahinterstehendes System? Ganz einfach. Mit den Worten von Reid Schilperoort, Kreativ-Stratege:

 

„I want to be a Writer.

Write a ton of pieces. Establish a voice on social media.

Start a blog. Write guest posts for friends.

MAKE STUFF.“

 

Also schreibe ich jede Woche zwei neue Artikel, veröffentliche diese auf meinem Blog, spreche darüber auf LinkedIn und lasse sie den Redaktionsteams zukommen, die meine Zielgruppe ansprechen. Es muss nur ein Beitrag dabei sein, der durch die Decke geht. Und wenn ich dafür 1.000 Beiträge schreiben muss, dann ist das eben so.

 

Nebenbei kann ich diesen Aktivposten auch auf andere Projekte übertragen, indem ich z.B. als Ghostwriter für andere Leute schreibe. Diese Leute mögen vielleicht eine enorme Reichweite haben, jedoch fällt ihnen das Schreiben schwer. Anstatt mich fix bezahlen zu lassen, kann ich eine Tantiemen-Beteiligungen auf Lebenszeit vereinbaren. Dadurch installiere ich ein finanzielles System, dessen Gewinnaussichten auch ohne mein weiteres Zutun quasi unbegrenzt sind. Denn je bekannter die andere Person wird, desto öfter verkaufen sich auch die Produkte, an deren Mitwirkung ich beteiligt bin. Und das ist das, was Scott meint, wenn er von systematisch entwickelten Optionen spricht, die sich auf andere Projekte übertragen lassen.

 

Für Unternehmen gilt, sie müssen für ihre Mitarbeiter*innen ein Umfeld schaffen, das zum Ausprobieren einlädt. Denn es gewinnt derjenige, der am schnellsten die meisten Dinge ausprobiert. Das gilt sowohl für das Schreiben als auch für die Digitalisierung.

 

Oder wie es Reid Schilperoort ausdrückt: „Talk is cheap. JUST MAKE STUFF.“

 

 

 

(Titelbild: Umnat Seebuaphan´s Images/canva)

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